Freitag, 27. Juli 2012

Social Networks - Eigentlich habe ich überhaupt keine Zeit

Freitagabend habe ich unwahrscheinlich viel Zeit. So viel Zeit, dass ich sogar dazu komme meine Online-Kontakte zu pflegen. Das sieht in etwa so aus: Ein Klick auf Facebook führt mich zu 17 neuen Benachrichtigungen. Grandios wie viele Menschen mir etwas mitzuteilen. Ich habe zwar Zeit, aber nicht so viel mir all das anzuschauen. "Das erledige ich montags", denke ich mir, wohl wissend, dass ich am Montag niemals dazu kommen werde, aber sich selbst zu belügen kann auch eine Tugend sein. Also klicke ich mich bei Twitter rein, wo ich im Wesentlichen nicht meinen Freunden, sondern den Topjournalisten des Landes folge. Man will ja schließlich nichts verpassen, rede ich mir zumindest ein. @florianklenk fordert Neuwahlen in Kärnten, @ArminWolf twittert teilweise sogar noch direkt aus der ZIB2 (unbedingt anschauen, die haben in letzter Zeit sowas von aufgeholt) und Politikwissenschafter @HubertSickinger ist gewohnt pointiert hinter all den korrupten Politikern her. "Höchst interessant!", denke ich, nicht einen der Kommentare tatsächlich lesend und frage mich stattdessen, was wohl gerade auf Tumblr, Instagram, Storify, Linkedin und Co. los ist. Ach ja, meine E-Mails habe ich da noch nicht gecheckt: 28 neue Nachrichten teilen mir mit, dass ich doch bitte auf Facebook, Linkedin, Twitter, Storify und Co. nachschauen soll. Ich lösche sie. Warum? Es ist Freitagnachmittag und eigentlich habe ich überhaupt keine Zeit.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Wutbürger und Arschkriecher

Mein Nachbar ist ein hochpolitischer Mensch und war selbst lange Zeit politisch engagiert - obwohl es seinem Blutdruck bislang nicht allzu gut getan hat, Mittlerweile steht er kurz vor der Pension und hat jetzt vor allem Eines: Nicht enden wollenden Frust. Und den großen Wunsch das gesamte politische System soll geändert werden. Bei einer Diskussion im Stiegenhaus stimmte ich ihm noch zu, bei der anschließenden Autofahrt wurde mir aber klar: Er liegt falsch. Unser System ist eigentlich gut. Es wurde nur durch Kirchturmdenker, Korruption, Klüngel- und Klientelpolitik, Posten- und Pfründeschacher sowie maßloser Arschkriecherei bis zur Unkenntlichkeit pervertiert - und ja, das zieht sich bis in die untersten Ebenen. Dabei würde schon eine minimale Änderung einen Schritt in eine wesentlich bessere Richtung bedeuten: Weg von den Partei- hin zu den Personenlisten. Wenn man seinen Vertreter selbst wählt und nicht dessen Partei kommen auch nur die in in Ämter, die es erstens wollen und zweitens vom Volk für kompetent gehalten werden. Jene, die sich hauptsächlich durch oben genannte Untugenden auszeichnen können gerne in der Funktionärs-Hölle schmoren. Dann stimmt auch der Blutdruck meines Nachbarn wieder.

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