Dienstag, 9. Juli 2013

Rettet den Homo politicus!

Es gibt sie tatsächlich: Die Gattung Homo politicus ordinaris. Anders als der Yeti oder der Bigfoot ist dieser aber nicht gänzlich scheu, denn alle paar Jahre zur Brunftzeit - Fachleute und Polit-Kryptozoologen sprechen von Wahlkampf - präsentiert er sich mit stolz geschwellter Brust der Öffentlichkeit, die er ansonsten scheu meidet. Aber das ist nicht die einzige deutliche Veränderung im Verhalten. In dieser Zeit setzt der Politicus zu ausgedehnten Wanderschaften selbst in entlegene Gebiete wie das Waldviertel an. Gegenden also, die sonst so gar nicht in sein eigentliches Jagdgebiet - Heimatwahlkreis genannt - passen. Das ist auch der Grund warum die Gattung besonders im Bezirk Waidhofen akut vom Aussterben bedroht ist, denn in den vergangenen Monaten wurde ihr Bestand durch interne Rudelkämpfe drastisch reduziert. Deshalb: Rettet den Homo politicus ordinaris - am 29. September ist die Gelegenheit dazu.

Dienstag, 18. Juni 2013

Schreibblockade dank Hitzekollaps - ein mitleidiger Nicht-Kommentar

35 Grad im Büro, die Haut klebt am Lederimitat des Sessels, über Schweißflecken am Hemd macht man sich schon seit Stunden keine Gedanken mehr. Der Kollege nebenan hat sich irgendwo einen Ventilator der Ära Spät-Siebziger organisiert und zieht das nervtötende Klappern der Rotorschaufeln am Blechgehäuse Dehydrierung und Hitzekollaps vor. Das Kommentare-Schreiben wird dadurch aber auch nicht einfacher. Erschwerend wirkt sich außerdem die nachlassende Hand-Augen-Koordination aus, wenn die leuchtend weißen Buchstaben der Tastatur im Hitzeflimmern verblassen. (Nebenbei: Ja, ich schreibe nach wie vor im Adler-Suchsystem mit maximal vier Fingern und komme seit einem Jahrzehnt blendend damit zurecht)

Nicht einmal das Telefon läutet. Den ganzen Tag schon nicht. Nicht. Ein. Einziges. Mal. Auch die Kollegen sind verdächtig ruhig, nicht einmal die üblichen Aufschneider-Geschichten von diversen wochenendlichen Schandtaten werden breitgetreten. Seltsam. Es ist so ruhig, ich höre schon das Blut in meinem Kopf rauschen. Außer wenn ich tippe, das ist aber schon das einzige Geräusch. Es lenkt aber immer nur kurz ab, denn zur leidenden Hand-Augen-Koordination kommt noch zerebrale Trägheit hinzu.

870 Zeichen soll mein Kommentar haben, eigentlich gar nicht viel - das sind etwa sieben bis acht wohlformulierte Sätze - oder eben 14 bis 16 in hitzebedingter Stammelsprache. Schon die Themensuche ist schwierig: Einen Kommentar über die Hitze zu schreiben erscheint mir zu billig - schließlich schwitzt ohnehin jeder und der Mehrwert für den Leser hält sich damit in engen Grenzen. Der Gedanke lässt mich aber nicht mehr los, schließlich ist das ein bequemer Fluchtweg des Schreiberlings vor dem weißen Blatt Papier: Schreiben wir doch einen Kommentar wie sehr uns das Kommentare Schreiben gerade schwer fällt, weil Hitze, Schreib- Gedankenblockade und so. Sie wissen, worauf ich hinaus will.

Aber selbst solche billigen Tricks scheinen mir in der Gluthitze am Arbeitsplatz schon unmöglich. Diese 870 Zeichen müssen sich doch füllen lassen. Irgendwie.

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